So wie Bowie

Als ich ungefähr 7 war, hing mein Vater in seinem Friseurladen ein Bild auf. Auf dem Bild war ein Mann, im Profil, mit rötlichem Haar. Er trug eine Art Duffle Coat, dessen Kragen hochgeschlagen war. Es hätte im übrigen auch eine Frau sein können, so klar war das nicht. Als ich fragte wer das sei, sagte mein Vater nur: “Bowie”.

Dieses Cover des Albums “Low” hing jahrelang im Laden meines Vaters, der jede meiner popkulturellen Entdeckungen (Die Bühnenkleidung von Prince, den Style von Paul Weller) mit einem lakonischen: “Das hat Bowie doch schon in den 70ern gemacht” kommentierte.

Als ich später meinen ersten Kuss von einem älteren Mädchen bekam, lief “Modern Love”. Wenig später lief dann “Live Aid”, und obwohl Bowie da am Rande einer Pop Schmonzette war, könnte man seinen Style nicht übersehen. Am letzten Tag der Schauspielschule lagen wir uns New York in den Armen und sangen zusammen “Heroes”. Es gab keinen Song der besser ausdrückte, was wir in diesem Moment empfanden. Und natürlich war dies auch einer der ersten Songs, die ich später mit meiner Band coverte.

Als ich letztes Jahr in der Bowie-Ausstellung in Berlin war, wurde mir die gesellschaftspolitische Bedeutung dieses Mannes noch einmal bewußt. Allmählich sterben die Ikonen meiner Pop-Sozialisation. Das muss so sein, ich weiß, aber weh tut es trotzdem. Wann immer wir mit der Band einen neuen Song schrieben überlegten wir, wie er klingen soll. Fast immer war die Antwort: “So wie Bowie”.

Meine Kinder haben mich heute das erste Mal weinen sehen. Als sie fragten warum, sagte ich nur: “Bowie”.